Google Design Sprint – Mit der Sprint-Woche zum Unternehmenserfolg?

Der größte Paradigmenwechsel der letzten Jahre ist die absolute Kunden- bzw. Nutzerzentrierung (Customer Centricity). Es veränderte alles. Die Nutzerzentrierung ist die eigentliche Triebfeder digitaler Transformationsprojekte. In Zeiten von SaaS (Software as a Service), bzw. subscription-basierter Kundenbeziehung wurde der Nutzer nun tatsächlich zum König. Methoden wie Design-Thinking, Lean und Agile haben Wasserfall und die klassischen Lasten- und Pflichtenhefte verdrängt.
Der Design Sprint, eine Methode aus dem Hause Google, gewinnt immer mehr und mehr an Bedeutung. In einem 5 tägigen Prozess, wird eine Produkt-Idee vom Brainstorming, bis hin zum Kundenfeedback, validiert. Kann das wirklich funktionieren?

 

Was ist ein Google Sprint Prozess ?

Der Google Design Sprint Prozess ist wurde erstmals im Jahre 2010 durch Google Ventures bekannt und basiert auf dem Ansatz des Design Thinkings, einer Methode, der zum Ansatz und Lösen von neuen Ideen führt. Dieser wird meistens genutzt, wenn noch keine konkrete Idee oder Geschäftsmodell entwickelt worden ist. Design Sprint hingegen beginnt an einem bereits späteren Zeitpunkt. Es hilft dabei Projekte in kürzester Zeit, nämlich in einem 5-tages Prozess zu realisieren. Das Ziel ist es hier ein imaginäres Produkt zu erstellen, Kunden davon bereits zu überzeugen ohne dass es auch nur im Ansatz fertig ist oder viel Geld kostet.

Schauen wir uns nun den 5-tages Prozess etwas genauer an, sehen wir nur eins und zwar das Wort Sprint. Die sogenannte Sprint Woche, welche auch ausführlich in dem berühmten Buch von Jake Knapp, Sprint – Solve Big Problems and test new ideas in just five days, erklärt wird startet am Montag und endet am Freitag. Jedem Tag wird ein Motto, oder auch Ziel zugeteilt. Dieses setzen sich wie folgt zusammen:

Montag – Map („Verstehen“);

Dienstag – Sketch („Ideen sammeln“);

Mittwoch – Decide („Entscheidung treffen“);

Donnerstag – Prototype (Prototype bauen);

Freitag – Test („Testen mit Feedback von Kunden“)

 

Quelle: http://www.digital-hills.de/

Montag – Map

Am Montag wird im Rahmen des Teams die Zielsetzung erarbeitet. Hierbei ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter die Unternehmensphilosophie verstehen, damit alle optimal für das Projekt gerüstet sind. Oftmals werden bei dieser Phase andere Unternehmen als Beispiel herangezogen um einen Vergleich bzw einen Ausblick auf das mögliche Ziel zu geben. Hierbei wird auch analysiert, was das Beispiel Unternehmen gut bzw. schlecht gemacht hat.

Dienstag – Sketch

Der Dienstag wird durch „Lightening Demo“s eingeleitet, welche den Teammitgliedern Denkanstöße verpassen sollen um nachher selber individuelle, kreative Ideen zu entwickeln. Hier wird speziell individuelles Sketching über das Gruppen Brainstorming gestellt, da hier jedes Teammitglied ungestört seine Ideen einbringen kann. Alle Teammitglieder, vom Praktikanten bishin zum CEO, haben die Möglichkeit ihre Idee ins Spiel zu bringen.

Mittwoch – Decide

Mittwoch ist Entscheidungstag, bedeutet, welches Teammitglied hat den besten und am realistischsten Sketching Vorschlag entwickelt. In der Regel werden hier zwei bis drei Vorschläge konkretisiert und weiterverfolgt. Mithilfe von Stickern bewertet jeder Mitarbeiter die einzelnen Ideen der anderen Mitarbeiter. Je mehr Sticker eine Idee erhält, desto eher wird diese schlussendlich auch realisiert.

Quelle: https://medium.com/

Donnerstag – Prototype

Donnerstag ist Entwicklungstag. Nach dem die Entscheidung am Vortag gefallen ist, wird heute ein Protoytyp gebaut/ entwickelt. Durch klare Aufgabenverteilung wird dieser bis zum späten Nachmittag gebaut. Die Schwierigkeit liegt hier mit möglichstem wenig Aufwand ein plausibles, aber sich irgendwo auch echt anfühlendes Produkt, zu erstellen. Jake Knapp empfiehlt in seinem Buch die Keynote als wichtigstes Tool für diese Aufgabe.

 

Freitag – Test

Freitag ist der entscheidendste Tag der Sprint-Woche. In der Regel mit großer Aufregung verbunden werden an diesem Tage, die ein, zwei auserwählten Prototypen zusammen mit der Zielgruppe getestet und Ihnen präsentiert. Was war gut, was war schlecht? User-Feedback ist hier der wichtigste Punkt, denn nur durch effizientes Feedback im Rahmen von Verbesserungsvorschlägen ist es möglich das Produkt zu optimieren.

Einen umfassenden Guide zum Thema Agile gibt es hier: Der ultimative Agile Guide

Warum Google Design Sprint?

Quelle: http://www.gv.com/sprint/

Was lernen wir nun aus dem Prozess. Wenn der Google Design Sprint Prozess                                                                                     mit einem grünen Licht endet, dann bedeutet dies, der Auftrag zur Umsetzung des Prototyps. Im anderen Fall kann es hier aber auch zum Verwerfen der Idee kommen. Zunächst schade, aber rein rational gedacht, hat man kein Geld investiert und somit keinen finanziellen Schaden errichtet. Die investierte Zeit bekommt man nicht zurück, aber man erhält immaterielles im Gegenzug. Man erhält Expertise – man hat in 5 Tagen eine Idee entwickelt und sie zeitgleich umgesetzt. Eine Methode die vielen Firmen das Leben leichter macht. Durch die extrem positiven Feedbacks der Firmen, welche hiermit einen Erfolg verzeichnen konnten, waren stets begeistert. Bekannte Firmen, wie Slack, Airbnb oder auch BlueBottleCoffee, profitierten von der Methode. Google Classes hat z.B. binnen zwei Stunden den ersten Prototypen für ihre Brillen entwickelt. Eine Leistung, die ohne ein klares      Ziel, nicht im Ansatzweise möglich ist. Hier erkennt man, dass es tatsächlich funktionieren kann, mit einem geeigneten Sprint ein neues Produkt zu entwickeln.

Nichtsdestotrotz sind nicht nur Methoden wie Design Sprint heutzutage auf dem Markt, sondern auch Methoden wie dem Lean Startup – oder dem Design Thinking Prozess. Alle diese Methoden versprechen von sich aus den Schlüssel zum Erfolg, aber wann genau sollte man welche Methode nun benutzen?

Zunächst beschäftigt sich das Lean Startup Konzept mit der Idee ein Unternehmen mit möglichst wenig Kapital zu gründen um den finanziellen Ruin bei Nichtetalierung vorzubeugen.

Einen umfassenden Guide zum Thema Agile gibt es hier: Der ultimative Agile Guide

Welche Methode ist die beste?

 

Demnach müssen diese drei Prozesse, Google Design Sprint, Lean Startup & Design Thinking individuell betrachtet werden. Wir werden folgende Entscheidungsfaktoren näher betrachten:

  • Technologie
  • Idee/ Geschäftsmodell
  • Komplexität
  • Zeit
  • Interviews

 

Technologie

Die Technologie ist ein ganz wichtiger Entscheidungsfaktor. Hier sollte der Fokus eher auf Lean Startup (Verweis auf Artikel) & Design Sprint liegen, da beim Lean Startup ein großer Fokus darauf liegt klare Kennzahlen zu verfolgen und diese einzuhalten. Im Rahmen des Design Sprints Prozesses kann auch hier ein technologischer Prototyp binnen einer Woche entwickelt und getestet werden.

Idee

In Betracht eines Geschäftsmodells (Verlinkung Business Model Canvas, Tivity) unterscheiden wir zunächst, ob eines vorhanden ist oder nicht. Lean Startup wird verwendet, wenn bereits ein Geschäftsmodell vorhanden ist, doch Google Sprint und vor allem Design Thinking führen durch ihre verschiedenen Prozesszyklen zu einer Ideenentwicklung. Google Sprint wird daher auch oft als zugeschnittener Prozess und Design Thinking als offener Prozess bezeichnet, da beim Design Thinking zunächst der Anspruch des Kunden im Mittelpunkt steht.

Komplexität

Unter der Komplexität versteht man den Grad der Herausforderung. Handelt es sich bei dem Produkt um eine große Herausforderung sollte zunächst Google Design Sprint angewendet werden, um eine abgespeckte Version des Prototyps zu entwickeln um auf Reaktionen der Zielgruppe eingehen zu können. Steht man jedoch vor der Herausforderung überhaupt eine Idee entwickeln zu können, bietet sich natürlich wie immer das optimale Design Thinking an.

Zeit

Der Faktor Zeit spielt bei allen dreien eine wichtige Rolle, allen voran beim Design Sprint aufgrund ihrer Fünftages Tour. Hier bleibt nicht viel Zeit für ineffizientes Arbeiten. Oftmals folgt man im Rahmen dieses Faktors dem Timeboxing – Konzept. Dieses Konzept unterstützt dabei, in kurzen Deadlines, dem Kommittent nachzukommen, die einzelnen Aufgaben konzentriert und fristgerecht abzuliefern. Nur so ist gewährleistet, dass binnen Fünftagen ein plausibles Produkt entwickelt werden kann.

Beim Lean Startup wird mit einer anderen Methode Zeit gespart. Mithilfe des Prinzips des MVP („minimal viable product“) wird mit dem minimalsten Ressourceneinsatz ein Produkt in kürzester Zeit herstellt. Der Einsatz von Ressourcen reicht also gerade aus, dass das neue Produkt in ihrem Prototyp einem Kunden präsentiert werden kann.

Interviews

Zu guter Letzt schauen wir uns die Interview Lastigkeit an, welche bei allen drei Methoden relativ stark ausgeprägt ist. Durch den Unterprozess Customer Development, des Lean Startup Prozesses wird hier sehr viel Aufwand in Kundengespräche gesteckt um das optimale Produkt, zugeschnitten auf die Präferenzen des Kunden, zu entwickeln. Gleiches gilt für das Design Thinking – lieber Kunde, was möchtest Du genau von uns haben? Beim Google Sprint liegt der Interview Prozess nur auf dem letzten Tag, wo der entwickelte Prototyp der Zielgruppe präsentiert wird.

Es ist interessant zu sehen, wie die einzelnen Methoden sich gegenseitig überschneiden aber auch klar voneinander differenzieren. Wissen wir jetzt eigentlich genau, welche wir nehmen sollten? Vielmehr ist es oft ein geschicktes Zusammenmischen mehrere Methoden umso jegliche Problemstellungen und all mögliche Entscheidungsfaktoren abzudecken.

Einen umfassenden Guide zum Thema Agile gibt es hier: Der ultimative Agile Guide

Nützliche Zusatzinformation:

 

Buchempfehlungen:

 

Jake Knapp